Spiritueller Impuls

erstellt von Armin Rittel, Krankenhaus St. Josef

Ankommen mit ruhiger Musik

Thema: Bewahrung der Schöpfung

Manches Gebet fließt so dahin, weil es so vertraut und selbstverständlich Manche von Euch wissen vielleicht, dass ich begeisterter Hobbyfotograf bin. Letztes Frühjahr bin ich nach Obersinn gefahren, um Fotos von Schachblumen zu machen. Ich startete noch vor Sonnenaufgang, weil ich den Tau auf den Wiesen mit einfangen wollte. Vor mir lagen also die weißgereiften Wiesen des Sinngrunds mit zigtausend rosaroten Tupfen der filigranen Blütenkelche. Wachen Auges suchte ich mir einen Weg, um die eine Blüte zu finden, die es zu fotografieren galt und keine zu zertreten. Es war fast zum Verzweifeln, denn es scheint wirklich etwas an dem Sprichwort dran zu sein: „den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen können“. Leicht verstimmt baute ich schließlich mein Stativ mit Kamera auf, richtete dieses aus und begab mich in die Hocke, um das ganze aus der Froschperspektive zu begutachten. In diesem Moment ging die Sonne hinter den Hügeln auf und tauchte den Wiesengrund in goldenes Licht, das sich in unzähligen Tautropfen brach. Ich glaube es entstand eines meiner schönsten Bilder 2019. Ein wenig kam es mir vor, als würde Gott in diesem Minuten mit seinem Finger auf diesen Ort deuten.

Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. (Genesis 1,31)

Jetzt jährt sich dieser Ausflug beinahe und ich frage mich, ob es 2020 noch gerechtfertigt wäre, 30 Kilometer mit dem Auto zu fahren, nur um ein paar Fotos zu machen. Die Welt hat sich in meinem Empfinden gewandelt. In den Medien dominieren die Berichte vom Klimawandel, dadurch bedingten Naturkatastrophen und von solchen Menschen, die diesen leugnen. Mein zehnjähriger Sohn kennt plötzlich Worte wie „Ökobilanz“, „Fridays for future“ und hält gelegentlich den Atem an, um seinen CO₂ Ausstoß zu reduzieren. Hat sich die Welt wirklich so schnell verändert? Steuern wir wirklich auf einen Klimakollaps zu? Und haben wir wirklich von nichts gewusst? Ich denke nicht. Ich glaube eines der Probleme unsere Zeit ist, dass wir den Bezug zur Schöpfung, zu unserer Natur, in Teilen vergessen haben.

Wir haben es uns in unseren gemütlichen Häusern bequem gemacht und denken nicht an die Blumen da draußen. An die Insekten, die sie bestäuben, an das Ökosystem, das sie bilden. Scheinbar brauchen wir die Schachblumen im Sinntal nicht. Aber wir sind, genau wie sie, ein Teil eines größeren Ganzen: Gottes Schöpfung. Deswegen habe ich mir die Frage, ob es gerechtfertigt ist, die Strecke zu fahren, so beantwortet: Ja, denn was wir nicht kennen, schützen wir auch nicht. Deswegen ist es mir ein Anliegen, Menschen, die ihren Bezug zur Natur verloren haben, zu zeigen, dass es mehr gibt da draußen als „unbebautes Land“, Ackerfläche oder potentielles Brennholz.

Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte. (Genesis 2,15)

Ich glaube, dass dieses „Hüten“ zerstören ausschließt. Und deshalb sollten wir alle versuchen, einen Beitrag zu leisten, um Gottes Schöpfung zu bewahren. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Das bedeutet sicher nicht, dass wir alle morgen in die Autohäuser stürmen und Elektroautos kaufen sollen. Es beginnt, wie alles, im Kleinen. Zum Beispiel lege ich mein Obst ohne die überall präsenten Plastiktüten aufs Kassenband, esse weniger Fleisch, räume regionalen Produkten Vorrang ein. Hört sich vielleicht nicht nach viel an, aber wenn allein in Deutschland 10 Millionen Menschen beim Einkaufen so handeln, dann ist ein Anfang gemacht. Ich würde mir wünschen, dass wir uns alle mal wieder die Zeit nehmen und mit offenen Augen durch Gottes Schöpfung wandern. Und ich wünsche Euch Augen, die Schönes entdecken!

Beenden möchte ich diesen Fastenimpuls mit einem Gebet aus der Enzyklika „Lautado Si“ von Papst Franziskus (2015):

Gebet für unsere Erde

Allmächtiger Gott, der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist
und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert,
mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein,
damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern
leben und niemandem schaden.
Gott der Armen,
hilf uns,
die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen,
zu retten.
Heile unser Leben,
damit wir Beschützer der Welt
sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen
und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an,
die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.
Lehre uns,
den Wert von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen,
dass wir zutiefst verbunden sind
mit allen Geschöpfen auf unserem Weg
zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf
für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden. Amen

Dazu segne uns der gute Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

 

 

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